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Inselexil Vanuatu 29.03.2020

Zwei Wochen ist es her, dass ich das letzte Mal unsere Reisenotizen aufgeschrieben habe. Diese Zeit hat uns täglich ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffnung, missglückten Versuchen der Weiterreise, Anflügen von Verzweiflung, dem Versuch positiv zu denken und Niedergeschlagenheit beschert. Wir haben in einer wirklich schönen kleinen Wohlfühlvilla an der Lagune gelebt, und es kaum genießen können. Mehrmals am Tag andere Nachrichten, große Unruhe und Sorge auch bei unseren Airbnb Vermietern vor Ansteckung. Es ist kaum zu beschreiben wie es sich anfühlt zwei Mal noch einen Flug buchen zu können, der dann wenige Stunden später durch die dann schneller als der Abflug geschlossenen Grenzen hinfällig wird. Mehr Achterbahnfahrt für die Gefühle geht fast nicht.

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Dazu die Ungewissheit ob es hier Corona-Fälle gibt und die Erkenntnis, das es kein ernst zu nehmendes Krankenhaus gibt. Nicht gerade beruhigend: Die Einheimischen leben hier sehr nah zusammen, sitzen stundenlang zusammen unter Bäumen, fahren Sammeltaxi, genießen die Großfamilie und sind sehr unbekümmert und unbeschwert. Das ist toll und Teil ihres kaum zu trübenden Frohsinns, aber ggf. leichte Beute für den Virus.

Wie gewonnen, so zeronnen -

gerade haben wir erfolgreich einen Flug von Vanuatu nach Tahiti gebucht, für 1100 Euro. Zuvor hatten wir das Internet ausgiebig nach Einreisebeschränkungen durchforstet. Danach hätten wir nur ein ärztliches Attest gebraucht, sonst nichts.

Kurz nach der Buchung kam dann die Information rein, dass Tahiti die Grenze geschlossen hat, es dürfen nur noch Residents einreisen.

Wie kann man nur so ein Pech haben.

Wir haben dann den ganzen Tag über versucht, den Flug über die Expedia-Hotline zu stornieren - erfolglos. Stundenlang nur eine Computerstimme, dass alle Mitarbeiter im Gespräch seien und mit langen Wartezeiten zu rechnen ist.

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Unser Wirt Gerry war wegen Corona nur noch panisch. Er kam mindestens 3 Mal täglich bei uns vorbei mit neuen Katastrophenmeldungen über die Pandemie und die weltweiten Gegenmassnahmen. Er verbot uns, das Gelände seines

Anwesens zu verlassen und drohte bei Nichtbeachung mit Rauswurf aus unserer Villa. 

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Aktuell sind wir seit 4 Tagen in einem Bungalow auf dem Grundstück des deutschen Honorarkonsuls untergekommen. Jörg und Martina sind hilfsbereit und unaufgeregt optimistisch. Beide leben schon seit 10 Jahren hier, und kennen die Insel und die inneren Zusammenhänge hervorragend. Obwohl der Bungalow nicht halb so schön ist wie unser vorheriges Quartier an der Lagune, fühlen wir uns gut aufgehoben.

Nur wenige Schritte entfernt, können wir teilweise die Einrichtungen des geschlossenen Coco Beach Resorts nutzen. Im kleinen, gespenstisch leeren Restaurant ist der Tisch mit direktem Meerblick immer für uns "reserviert".

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Stuart, der Manager, geht nach Hause

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Der Tag beginnt mit unserem Frühstück am Meer. Alles was wir benötigen kommt in einen Pappkarton, und schon kann ein langes Frühstück beginnen. Durch die Zeitverschiebung von 10 Stunden schauen wir zum Frühstück die Tagesschau 20.00 Uhr vom Vortag. Außerdem erreichen wir Freunde, die lange genug auf sind. Nur hier ist das Wifi so gut, dass wir auch über WhatsApp telefonieren können.

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Zwei Stand Up PaddelBoards wurden für uns wieder herausgeholt. Ein täglicher Balanceakt, den wir sehr genießen können. Wir fallen kaum noch vom Brett ins Wasser, und haben immer mehr Spaß dabei. Das schult den Gleichgewichtssinn und beansprucht Muskeln, die man sonst selten benutzt.

Über den Konsul war für Montag 30.03.2020 eine Ausreisemöglichkeit mit der Air France über Neukaledonien, Tokyo, Paris nach Deutschland geplant. Es befinden sich mit uns noch 30 Deutsche auf der Insel. Nicht jeder der Gestrandeten findet es toll, vom Auswärtigen Amt und in den deutschen Nachrichten als Abenteuertouristen bezeichnet zu werden. Der Plan ist dann durch überbuchte Flüge nach Tokio und wohl fehlende Landeerlaubnis für Neukaledonien gescheitert. Durch den für die nächsten zwei Wochen geltenden Notstand, kommt hier Niemand rein oder raus. Ansonsten gelten ganz ähnliche Regelungen wie in Europa....

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Eton Beach, ein unter Einheimischen wie Touristen begehrter Strand
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05. April

Die Tage vergehen mittlerweile recht gleichförmig. Nachdem wir fast wie ein Auto mit Tempo 100 km/h an einer Mauer ausgebremst wurden, sind gut zwei Wochen vergangen. Wir haben ein morgendliches Erdbeben erlebt, versucht uns im Alltag einzurichten und warten jetzt darauf, dass der seit Tagen angekündigte Zyklon möglichst so weit wie möglich an uns vorbei geht. Heute haben wir die Terrassenmöbel so gut wie möglich hinter dem Bungalow verstaut. Die schönsten Stunden des Tages auf dem Meer und im verlassenen Restaurant am Meer sind nun vorläufig gestrichen. Es bleibt zu hoffen, dass ab Mittwoch alles vorbei ist.

Vor uns liegt genau wie vor allen anderen Menschen ein merkwürdiges Osterfest. Wie oft waren wir Ostern in Klausen in Südtirol. Wir denken an die Menschen dort und hoffen, dass sie das Schlimmste bald überstanden haben. Wir werden genau wie die Menschen zu Hause nicht in die Kirche gehen können, keine Freunde, keine Familie, keine lieben Gäste. Vielleicht können wir Martina und Jörg für einen gemeinsamen Osterbrunch begeistern. Eigentlich wollten wir Ostern auf Tahiti sein, und die tollen Messen mit Gesang erleben...

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Gestern wurde noch das Handy von Claus durch einen Schnitt in das Fliegengitter im Schreibtischfenster gestohlen- direkt unter unserer Nase weg. Es war dunkel, wir waren mit unserem Dinner beschäftigt. An dem Abend wollten wir uns etwas gönnen, hatten leckere T-bone Steaks gegrillt, eine gute Flasche französischen Wein geöffnet. Als Claus nach dem Essen den Schaden bemerkte, war der Abend gelaufen. Das Schlimme ist nicht das gestohlene Handy, sondern die SIM Karte mit Onlinebanking und die SD-Karte mit Bildern, Videos, wichtigen Dokumenten etc. Vieles ist nicht ersetzbar, einige Dinge wie das Banking können wir in einigen Tagen wieder zum Laufen bringen. Einen langen Spaziergang später haben wir unsere Ruhe zurückgefunden.

Gefühlt ist unsere Bilanz heute nach drei Wochen Vanuatu sehr gemischt.

 

Was positiv ist:

  • Wir können es wunderbar auch täglich quasi rund um die Uhr gemeinsam aushalten. Genießen es, gerade in der schwierigen Zeit auch zu zweit zu sein.

  • Die Kontakte zu Freunden und Bekannten reißen dank Internet nicht ab, sondern werden noch intensiver und tiefer.

  • Wir kommen zur Ruhe und erleben teilweise eine Gelassenheit, die auf diese Weise neu ist

  • Das Leben am Meer und auf dem Wasser ist wunderbar, wenn es gerade einmal nicht regnet.

  • Für meine Gesundheit ist das feuchtwarme Klima der absolute Hit, habe mich schon lange nicht mehr so gesund gefühlt

  • Claus geht es, nachdem er sich an das nach seinem Geschmack zu feucht-warme Klima gewöhnt hat, richtig gut

  • Mit Martina und Jörg spinnen wir eine guten Faden. Am liebsten würden wir zusammen ein paar Tage Hochseesegeln gehen. Leider kommen wir nicht nach Fidschi, wo der Katamaran der Beiden liegt.

 

Was negativ ist:

  • Wir haben nicht keine gesicherte Aussicht, wann wir wieder nach Hause kommen. Die Sicht der Rückholaktion des AA endet wohl mit Neuseeland. Wir leben jetzt in der vergessenen Welt.

  • Ebenfalls in den Sternen steht, ob wir vielleicht doch noch 1-2 Inseln bereisen können. Das wäre ein Traum, und scheint wohl ein Traum zu bleiben

  • Wetter ist nicht der Hit. Es regnet zurzeit viel und der Himmel ist oft grau. In der aktuellen Wetterlage gibt es keine traumhaften Sonnenuntergänge. Ein trübes Paradies kann auch auf das Gemüt schlagen!

  • Heimweh, wenn wir die Bilder aus dem Garten sehen und hören, wie es langsam wärmer wird. Das wäre sicher kein Thema, wenn wir ganz normal nach Plan reisen würden, aber gestrandet kommt es immer einmal wieder hoch.

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Was uns Kraft gib, sind die vielen herzlichen Kontakte sowohl per WA, als auch durch Telefonate. Es vergeht kein Tag, an dem nicht mindestens 3 Freunde nachfragen, wie es uns geht, etwas zu ihrer Situation schreiben, oder Informationen teilen. Das ist ein großes Geschenk. Wir sind allen so dankbar. Das Gefühl, nicht irgendwo am anderen Ende der Welt vergessen, sondern sogar näher und herzlicher als je als vorher verbunden zu sein, ist Glück pur.

Tropical Cyclone Harold is coming...
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Heute morgen auf Eken Island, eine Insel nordwestlich von uns

Der Cyclon wandert weiter südöstlich auf uns zu (Port Vila)...

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Wir hatten wunderschöne und relaxte Tage - insgesamt über 1 Monat - auf Vanuatu. Gestrandet im Paradies...
Dann endlich -- die Rückholaktion der Bundesregierung funktioniert...
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