Am nächsten nächsten Morgen verheißt der Blick aus dem Fenter nichts Gutes, zwar ist es nicht mehr ganz so stürmisch wie gestern aber als wir bei Siberia Experience ankommen, sehen wir doch nur ein Kopfschütteln. Wir schauen uns ratlos an. Noch eine Nacht vertun und hoffen, dass das Wetter besser wird- es sieht nicht danach aus. Also beschließen eine Routen
Änderung, werden vorher noch weitere geplante Ziele ansteuern. Zum Glück müssen wir hier sowieso wieder vorbei, wenn wir in Richtung Abel Tasman Nationalpark wollen. Also wir ab ins Womo und Kurs auf den Lake Sylvan Campground um am nächsten Tag den berühmten Routeburn Track gehen zu können. Auf der Strecke kommen wir an Queenstown vorbei, dem boomenden Zentrum für Aktionsport und Fun in Neuseeland. Hier kaufen wir im Countdown ein, füllen den Kühlschrank wieder nach. Da es auf der Strecke liegt, folgen wir noch einer Empfehlung von Adrian, und stellen uns mit für die besten Burger der Stadt an. Die sind riesig und wirklich sehr lecker. Wir bewundern die Leute, die dort bei dem Lärm und der Hektik arbeiten.
Queenstown
Routeburn-Track
Bei der Zufahrt zu unserer Campsite über eine lange, mühsame Gravelroud sehen wir eine Backpacker mit riesigem Rucksack. Als wir anhalten, hat er das gleiche Ziel wie wir, und ist glücklich mitgenommen zu werden. Die Campsite kostet 8 NZD pro Person und Nacht, bietet einfache Toiletten, sonst nichts
8. Otago
Routeburn Track
Der Track genießt nicht umsonst Weltruhm bei begeisterten Wanderern, zählt der doch zu den schönsten Routen Neuseelands. Er führt durch die fantastische, unberührte Natur des traumhaften Fiordlandes. Leider ist er mehrere Tage lang und man benötigt 4 Übernachtungen auf Hütten um ihn ganz gehen zu können. Das lässt unser Zeitplan nicht zu, außerdem muss man die Übernachtungen lange vorreservieren. Die vier Tage muss man dann auch gehen, egal wie das Wetter in der Zeit ist, eine zweite Chance gibt es nicht. Aus dem Wetterbericht erfahren wir, dass nur der nächste Tag noch ganz gut wird, danach drei Tage Regen. So sind wir nicht mehr traurig, dass wir nur den ersten Teil als Tagesetappe gehen können. Die Zeit müsste auch bei meinem sehr langsamen Gehtempo reichen, schließlich ist Sommer und abends ist es noch lange hell. Allerdings ist das eben auch immer von der Tagesform und dem Wetter abhängig, wie gut ich Luft bekomme.
Am nächsten Morgen starten wir von der schmalen Nordseite des Lake Wakatipu aus am Flusslauf des Routburn River. Der Weg führt durch ein enges, dicht bewaldestes Tal sieben Kilometer bei geringer Steigung aufwärts. Was sich auf den ersten Blick sehr unspektakulär anhört, entpuppt sich es ein wunderbar ursprünglicher Naturpfad. Alte, hohe Bäume, Bäume die schon vor langer Zeit abgestorben sind und moosüberwuchert langsam verfallen. Überall Moos, es wuchert geheimnisvoll an den Bäumen nach oben, bedeckt in den verschiedensten Farben den Boden, die Töne reichen bis zu gelb und rot. Gigantisch große Farne säumen den Weg und vollenden den Urwaldcharakter. Es riecht ganz wunderbar nach Wald so intensiv und gut, wie wir es selten gerochen haben. Die Luft ist feucht und nicht zu warm. Wir fühlen uns verzaubert von diesem alten, wundervollen Wald- berühren das Moos, die Jahresringe gefallener Bäume, die Stämme, die Farne. Bilbo Beutlin brach mit über 100 Jahren auf, um noch einmal die Wunder Düsterwalds zu sehen, wie oft fühlen wir uns auch hier wie in Herr der Ringe. In Japan ist Waldbaden sehr beliebt- hier gibt es ein Traumwaldbad der Sonderklasse für den Wanderer, der es wahrnehmen will.
Neuseeland ist auch das Land atemberaubender kleiner und großer Hängebrücken. Vielleicht hat das etwas mit dem berühmten Sohn des Land, Sir Edmund Hillary zu tun. Wir haben uns jedenfalls oft an die berühmte Hillary Bridge in Nepal erinnert, nur die Gebetsfahnen und die entgegenkommenden Yaks fehlten. Die Angaben wie viele Personen die Brücke gleichzeitig betreten dürfen, gehen tatsächlich bei einer Person los. Originell auch die Schilder die, wenn auch wenn mathematisch nicht ganz korrekt suggerieren: Wer zusätzlich die Brücke betritt, stürzt ab. Keine Ahnung, wie das technisch genau geht ;-).
Nach 3,5 Stunden und immer wieder beeindruckenden Blicken in das herrliche Routburn Valley erreichen wir die beiden Hütten von Routburn Falls Hut. Wir können uns eine Pause mit kleinen Snacks. Hüttenwirtschaften wie in unseren Alpen findet man hier (noch?) nicht. Da die Luft gut ist und wir neugierig sind, wie der Weg weiter geht, beschließen wir unsere Wanderung fortzusetzen. Eine weitere Stunde wandern wir nun mit freiem Blick vorbei an spektakulären Wasserfällen in das Hochtal. Das Panorama gibt alles her, was sich der Wanderer nur wünschen kann. So fällt es uns schwer endlich dann doch zu wenden, und den Rückweg anzutreten. Der führt zwar nun nur bergab, aber ist trotzdem vier Stunden lang. Am Ende sind wir froh, mit müden Beinen aber voller schöner Eindrücke wieder unser Womo am Ausgangspunkt zu erreichen.
Stellplatz auf Fluss-Kiesbett
Auf eine weitere Nacht auf der unspektakulären Campsite haben wir keine Lust, also fahren wir einfach weiter auf der Suche nach einem guten Stellplatz für die Nacht. Claus entdeckt beim Vorbeifahren eine schönen Platz in einem Flussbett. Der Fluss ist jetzt im Sommer nur ein kleines Rinnsal. Wir wenden, und schnell haben wir unseren Campingtisch und Stühle mit herrlichen Blick auf die umliegenden Berge aufgestellt. Ganz spektakulär auch deshalb, da in dem Dart River Valley Sarumans Turm in Isengard bei Herr der Ringe steht. Wahnsinn, wir sitzen tatsächlich mit Blick auf den Drehort und haben genug Fantasie Gandalf durch das Tal nach Isengard reiten zu sehen. So gar nicht zur Filmfantasie passend taucht plötzlich ein Farmer auf. Er erklärt uns, dass das Land auf dem wir stehen seinem Bruder gehört. Einem Geistesblitz folgend frage ich ihn, ob er auch ein Bier haben möchte. Sein "Yes" kommt prompt, und so sitzt er während ich im Womo das Dinner zubereitet mit Claus fröhlich beim Bier. Als ich dann verkünde: "The dinner ist ready in fife minutes" steht er fröhlich auf, verabschiedet sich und erklärt, dass wir gern bis morgen früh stehen bleiben können.
In der Nacht regnet es in Strömen. Als wir morgens aufwachen, trauen wir unseren Augen kaum: Das kleine Rinnsal ist zum Fluss geworden, uns wir müssen sehen, dass wir wegkommen. Schnelles Frühstück, Zähne putzen und ab durch den Bach den es gestern Abend noch gar nicht gegeben hat zurück auf die Straße. Der Milford Sound ist unser nächstes Ziel. Da es dort sowieso an mehr als 300 Tagen im Jahr regnet, ist die Wetterprognose egal.
Die Kiesbank, auf der wr am Vorabend geparkt hatten, hat sich über Nacht mit Wasser gefüllt. Das Herausfahren erwies sich als tricky. Aber Karola hat es - wie immer - im Griff...
9. Te Anau
Holiday Park
Nach vierstündigen Fahrt, auf der wir am Ende wegen fast leeren Tank noch gezittert haben, erreichen wir heute einen sehr luxuriösen Campingplatz. Die Nacht kostet 60 NSD und der Platz hat alles, was man sich nur wünschen kann. Wir haben uns darf eingependelt einmal in der Woche so einen Platz anzusteuern. Hier gibt es Strom und vor allem Waschmaschinen und Trockner. So können Betten, Handtüscher und diverse Wäsche schnell wieder sauber verwendet werden. Ein Segen. Eigentlich würden wir dadurch nur sehr, sehr wenig Wäsche benötigen. Ich deute damit an, dass wir deutlich mehr dabei hatten als man auf diese Weise benötigt. Aber die Packliste werte ich am Ende der Reise aus. Ja, wir sind nun schon im zweiten Monat unterwegs, haben uns in Neuseeland und mit dem Womo gut eingewöhnt- also dann: Auf zu neunen Abenteuern 😀!
In der darauffolgenden Nacht fallen wir bei einem ohrenbetäubenden Krachen fast vor Schreck aus dem Bett. Ein Gewitter wohl direkt über uns, ist dabei sich mit voller Kraft zu entladen. Es donnert, blitzt, kübelt, wie zu Hause bei einem richtig heftigen Sommergewitter. Nach einer Zeit schlafen wir trotz des Krachs des auf das Dach des Womos heftige trommelden Regens, wieder ein. Am Morgen regnet es immer noch heftig. Wir schauen uns den Wetterbericht an und lesen, dass es wohl bis Mittwoch so bleiben wird. Begeisterung geht anders🙄! Dennoch beschließen wir die letzten 100 km bis zum Milford Sound, die wir gestern Abend nicht mehr fahren wollten jetzt anzugehen und uns dort einen Stellplatz zu suchen, bis das Wetter besser wird. Kaum sind wir die ersten 15 km gefahren, werden wir auf ein mobiles Infohäuschen zugeleitet. Die Dame darin informiert uns, dass es einen Erdrutsch gegeben hat, und die Straße nur noch bis Cascade Creek offen ist. Zur Zeit gibt es außer dem Hubschrauber keinen Weg in den Miford Sound, oder heraus. So ein Mist! Wir sind sauer, dass wir nicht durchkommen und realisieren nicht sofort, was da möglicherweise an uns vorbeigegangen ist. Auf der Karte sehen wir, dass auch verschiedene Wanderungen die wir gern gegangen wären, alle erst hinter der gesperrten Zone beginnen. Wir sind gleich noch mehr sauer- geht denn hier gar nichts? Wie kann man nur so ein Pech haben! Erst später begreifen wir, und sind sehr dankbar. Erst vor ein paar Wochen hatte der Vulkanausbruch auf White Island viele Todesopfer gefordert....
Also wie jetzt weiter? Wir fahren noch ein Stück, um einen günstigen Stellplatz vor der Absprerrung anzuschauen. Der Campingplatz war nicht nur teuer, sonst auch völlig von Chinesen überlaufen mit allen Unannehmlichkeiten die damit verbunden sind. Kurze Zeit später erreichen wir die Campsite Henrys Ceek. Hier herrscht absolute Ruhe. Wir beschließen nachdem wir im Infocenter von Te Anau unsere Möglichkeiten für den nächsten Tag geprüft haben, hierher zurückzukehren und zu übernachten. Die Preise hier sind trotzdem enorm: 15 NZD pro Person und Nacht für einen Stellplatz mit so dreckiger kleiner Toilette und nichts weiter sind heftig. Leider stellen wir fest, dass es dort wie an vielen Plätzen keinen Handyempfang gibt.
Update 04.02.2020
Im Infocenter erfahren wir, dass gar nichts geht. Auch ein Hubschrauberflug ist nicht möglich, die damit beschäftigt sind, Gäste und Notfälle aus dem Milford Sound auszufliegen. Auch die alternative Bootsfahrt zu der Höhle mit den Glühwürmchen können wir streichen, die Höhle ist überflutet. Es ist wie es ist, schon deutlich gelassener fügen wir uns in die Tatsachen. Als Optimisten glauben wir aber, dass es am nächsten Tag besser werden kann, und nehmen dann doch den näheren Stellplatz Andys Place kurz vor Te Anau. Nach einem leckeren Abendessen mit Neuseelandlachs verbringen wir eine ruhige Nacht, in der wir nur ab und an vom besonders heftig trommelden Regen geweckt werden.
Morgens ist es kalt im Womo. Es sind gerade noch 13 Grad und wir sind dankbar, die Heizung anschalten zu können. Nach dem Frühstück sind wir dann sprachlos und froh- es hat in der Nacht noch h einen Murenabgang gegeben, und die Starße ist jetzt bereits nach dem Infohäuschen gesperrt. Hätten wir unseren Plan nicht geändert, wären wir jetzt zwischen Te Anau und Milford Sound zwischen zwei Murenabgängen eingesperrt- ohne die Möglichkeit Hilfe zu rufen. Schon wieder sind wir dankbar. Kurze Zeit später ist die Gasflasche leer. Zum Glück haben wir die zweite Flasche vorsorglich füllen lassen. So muss Claus zwar bei schützenden, kalten Regen raus, aber danach gibt es eine warme Dusche, Kaffee, und ein angenehm warmes Womo. Bevor wir überlegen wie es unter diesen Umständen weiter geht, werden wir schnell die leere Flasche füllen lassen. In der Nacht soll das Thermometer auf 7 Grad fallen....
Zwischenzeitlich hat das Unwetter mit seiner Urkraft auch ein Stück weit unser Interesse geweckt. Wir kaufen noch in Te Anau ein, für jeden eine warme Hose (zum Glück ist die Wintercollektion gerade eingetroffen) und endlich den dringend benötigten Inverter um auch im Womo Storm für die Drohne und den Laptop zu haben. Dann schauen wir uns an, welche Kraft und Massermassen das Unwetter mit sich gebracht haben. Kleine Bäche sind zu reißenden Flüssen geworden, Wege und Weiden überschwemmt, auch dem Waldrend sprudelt wie aus Quellen das Wasser. Wir beschließen einfach so weit in Richtung Milford Sound zu fahren wie es geht. Bald werden wir, obwohl wir die Absperrungen noch gar nicht erreicht haben, von einem Fahrzeug des Straßenamtes aufgefordert wieder umzukehren. Er folgt uns, damit wir auch auf alle Fälle zurückfahren. Da taucht aus dem Dunst im Regen ein Radler auf, schwer bepackt offenbar mit Zelt unterwegs ist. Dieser Optimist muss schon seit Stunden im Regen unterwegs sein. Jetzt, wo es langsam dunkel wird, hat er keine Chance, wieder bis Te Anau zurück zu kommen. Unser "Verfolger" vom Straßenamt hat sofort andere Prioritäten. Wir schätzen, dass er ein Fahrzeug bestellt hat, dass das Fahrrad aufladen kann und ein Unglücksraben wieder zurück geschafft hat. Das war sicher gut so, denn der arme Karl muss völlig durchnässt gewesen sein. So hatten wir dann doch noch einen nicht ganz schlechten Tag und haben ihn mit einem "leichten" Flim ausklingen lassen. Nach Kate & Leopold haben sind wir zufrieden eingeschlafen.